<14> denn der Zweck des Unternehmens war ja doch verfehlt und die Vereinigung der Österreicher und Russen bei Frankfurt nicht mehr zu verhindern.

Am folgenden Tage (3. August) brach der König auf. Wedell erhielt Befehl, bei Müllrose zur Armee zu stoßen. Das fiel ihm nicht schwer; denn da die Russen Krossen geräumt hatten, stand ihm nichts mehr im Wege. Die Armee des Königs schlug die Straße über Beeskow ein. Von dort marschierte die Infanterie direkt auf Müllrose. Der König selbst rückte mit der Kavallerie durch Neubrück nach dem Verbindungskanal der Oder und Spree1. Dort fand er die Brücken abgebrochen, und am jenseitigen Ufer standen die Löwenstein-Dragoner, die ihm den Übergang streitig machen wollten. Das Hindernis sah indes schwieriger aus, als es war. Der Kanal hatte viele Furten. Die preußische Kavallerie ging hindurch, fiel sofort über die hinter Büschen gedeckt stehenden österreichischen Dragoner her, schlug sie und trieb sie bis in die Vorstädte von Frankfurt. Von dort begab sich der König wieder zur Infanterie nach Müllrose und brachte 300 Gefangene vom Regiment Löwenstein mit. Am 4. traf Wedell dort ein. Finck, der nach dem Fortgang des Prinzen Heinrich in der Gegend von Torgau geblieben war, wurde jetzt in seiner Stellung überflüssig, zumal er allein mit 10 000 Mann Sachsen nicht decken konnte. So erhielt er denn gleichfalls Befehl, zur Hauptarmee zu stoßen.

Der König zog so viel Truppen zusammen, als er irgend konnte, weil er zur Eile gezwungen war. Er mußte die Russen schlagen, sobald er ihrer habhaft werden konnte, um dann noch rechtzeitig zur Verteidigung Sachsens herbeizueilen. Denn das Land war bis auf die festen Plätze von Truppen entblößt, und der Reichsarmee standen alle Wege offen, bis Berlin vorzudringen. Um den Russen auf den Leib zu rücken, verließ die Armee die Gegend von Müllrose und bezog ein Lager zwischen Lebus und Wulkow (7. August). Sie verproviantierte sich aus Küstrin und wartete Fincks Ankunft ab. Am 9. traf er im Lager ein. Nun wurden die nötigen Anstalten zum Übergang über die Oder zwischen Lebus und Küstrin getroffen. Die Ausführung des Planes wurde um so mehr beschleunigt, als Hadik sofort das von den Preußen verlassene Lager bei Müllrose besetzt hatte. Von hier aus konnte er sich mit Ssaltykow vereinigen und einen Handstreich gegen Berlin ausführen, wenn ihm niemand entgegentrat.

Alle diese Umstände zwangen den König zur Elle. Am 11. überschritt die Armee die Oder und stellte sich den Russen gegenüber in Schlachtordnung. Sie dehnte sich mit dem rechten Flügel bis Trettin aus. Ihr linker Flügel lehnte sich an Bischofsee. Die Fincksche Reserve lagerte vor den Treffen auf Anhöhen2, die den Russen die Bewegungen der Preußen verdeckten. Ein morastiger Bach3 trennte beide Armeen. Ssaltykows Lager befand sich bei Kunersdorf. Sein linker4 Fügel stützte sich auf eine kleine Anhöhe5, auf der die Russen eine sternförmige Schanze angelegt hatten. Zwei Ver-


1 Der Friedrich-Wilhelm-Kanal.

2 Die Trettiner Höhen.

3 Das Hühnerfließ.

4 Der König bezeichnet in seiner Darstellung diesen Flügel als den rechten, da er annimmt, daß die Hauptfront der Russen nach der Oderniederung gerichtet war.

5 Die Mühlberge.